Montag, 29. November 2010

Back to Soviet-Times: Trip nach Minsk, Weissrussland


Wenn man in den Zug nach Minsk, der Hauptstadt Weissrusslands, steigt, betritt man eine Zeitmaschine in Richtung Vergangenheit. Schnallt euch an, es geht zurueck in den Osten, den Sozialismus, hier trifft man Lenin und Stalin, es geht zurueck in die Sovietunion.
Schon im weissrussischen Zug macht sich der Unterschied bemerkbar. Zunaechst einmal betraegt der Hoehenunterschied zwischen der ersten Stufe des Bahneinstiegs und dem Bahnsteig gefuehlt einen Meter. Das heisst, wenn man einsteigt, muss man schon einen grossen Schritt wagen. Des weiteren, darf im weissrussischen Zug getrunken und geraucht werden. Fuer mich fuehlte es sich jedoch trotzdem sehr verboten an mir im Zug eine Zigarette anzuzuenden, da ich die deutschen Gesetze scheinbar schon komplett internalisiert habe. Die Innenausstattung des Zuges ist beinahe genial. Die Sitze sind bequem, man hat viel Platz und es haengen Gardinen, die von Oma stammen koennten, an den Fenstern.



Mein Geburtstagstoertchen


 
Die Zugtoilette. Wunderschoen. Mit Spueltritt und das Wasser zum Haende waschen lief irgendwie nicht so wie es laufen sollte.


                                    Was uns da wohl erwartet?


Zugegeben, wir sind ohne Vorkenntnisse in dieses Land gefahren. Das einzige was ich beispielsweise kannte, ist die sovietische Vergangenheit Weissrusslands (obwohl sie immernoch sehr gegenwaertig ist), dass Weissrussland die letzte Diktatur Europas ist und waehrend des Reaktorungluecks in Tschernobyl staerker atomar verseucht und strahlenbelastet war / ist als die Ukraine selbst.
Ich bin mit einer Gruppe von Erasmusstudenten gefahren (Deutsche, Spanier, Franzosen, Litauer und ein Portugiese). Erst wollten wir uns den Trip selbst organisieren, doch im Nachhinein bin ich sehr froh darueber, einen Guide, bzw. auch gerne unser Fuehrer genannt, gehabt zu haben, sonst waere ich nicht zurechtgekommen. Minsk kann man mit Vilnius nicht vergleichen. Das ist wie Ost und West, sich gegenueberstehend, in den schillernsten und gegensaetzlichsten Klischeefarben. Grau versus bunt.

Die Sonne schien nicht, also war der erste Eindruck sehr grau. Grosse, maechtige Gebaeude empfangen einen bereits, wenn man den Bahnhof, welcher ueberaus akkurat und kontinuierlich gepflegt und gesaeubert wird, verlaesst.




Das Geld in Weissrussland ist eine Sache fuer sich, weissrussische Rubel - sie machten mich verrueckt. Ein Essen kostet so um die (in Worten) dreiundzwanzigtausend Rubel. Es gibt keine Muenzen, sondern nur Scheine, welche sehr dem Spielgeld von Monopoly aehneln. 100, 500, 1000, 10 000, 100 000.. usw.



Das erste, was einem begegnet, wenn man mit der Metro faehrt:








Unser Hotel - ich kam mir vor wie in ''Goodbye, Lenin'', nur dass dieser Film ''Hello, Lenin'' heissen muesste...




Wie bei Oma. Das gute Porzellan darf nicht fehlen.






Im Hintergrund ist der Praesidenten''palast'' zu sehen, dort sitzt der letzte Dikator Lukaschenko. Das war jedoch mein zweiter Fotoversuch, es musste schnell gehen. Der Palast wurde bewacht und es wurde uns strengstens untersagt Fotos zu machen.




Seht ihr die Fussabdruecke? Sie sollen symbolisch dem letzten Deutschen in Weissrussland gehoeren (2.Weltkrieg).


Der erste weissrussische Panzer, der im 2.Weltkrieg vorgefahren ist.



















Ungefaehr 40 gebrochene Rosen fuer Menschen, die bei einer Massenpanik ums Leben kamen. Es war das Jubilaeum der Unabhaengigkeit Weissrusslands. Viele wollten in die Metro, ein Maedchen auf HighHeels fiel die Treppen hinunter, riss Menschen mit sich. Im Metrotunnel brach Panik aus. Die Tulpen stehen fuer verstorbene Kinder.


Afghanistan-Denkmal, von den Muettern der gefallenen Soldaten errichtet. Eines der wenigen nicht klobigen Denkmaeler.





Man glaubt es kaum, doch das ist die Stadtbibliothek. Eines der skurillsten Gebauede der Welt.





Je mehr Geld wir ausgaben, desto mehr wurde es !!!!!!!!!!





Abens haben wir dann noch auf meinen Geburtstag angestossen. Haben extra den guten Champagner fuer 20 000 Rubel geholt.


Nur leider haben wir sovietischen Champagner geholt, welcher ABSOLUT UNGENIESSBAR war. Dagegen ist der Vodka spitzenklasse und man bekommt ihn fuer 3 Euro (sehr guten), aber das...sovietisces, ekliges Gesoeff


Der Lenin im Metro-Bahnhof


Dort wirft man einen Plastikcoin ein und dann kann man solange wie man will mit der Metro hin und herfahren, bis man einen Bahnhof wieder verlaesst.







Zweiter Weltkrieg- Denkmal. Die ewige (Gas-)Flamme - ich sag nur: Vorsicht, woher der Wind kommt!




















Resuemierend war es ein echt lustiger und aufregender Trip...besonders zu versuchen in einen weissrussischen Club hineinzukommen, das ist schier unmoeglich als Auslaender. Ja, und auch wenn man uns nicht angesehen haette, dass wir Auslaender sind, haetten die Frauen bitchy und die Maenner in Anzuegen antanzen muessen. Dafuer hatten wir eine echt krasse Taxifahrt zurueck ins Hotel. Ich sag nur, die Spanier sind verrueckt !!!
Irgendwie war ich dann auch wieder froh in Vilnius anzukommen. Im Gegensatz zu Minsk hat Vilnius einfach Persoenlichkeit, Gemuetlichkeit, man kann sich wohlfuehlen. In Minsk riecht alles nach Sozialismus, Sovietzeiten und es ist kalt, irgendwie gefuehllos. Auch, wenn man viele Gebaeude im gotischen Stil findet, all die Saeulen etc., welche ja im absoluten Gegensatz zu den Sovietbauten stehen, merkt man, dass das alles nur Show ist. Diese Gebaeude sind nigelnagelneu und das sieht man. Sie sollen altes Flair in die Stadt bringen, aber es wirkt so gekuenstelt, dass man dies gar nicht ernst nehmen kann. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Minsk zu 80 Prozent zerstoert, deswegen gibt es auch keine echte Altstadt, nur ein kleines restauriertes Eckchen, aber das verliert sich in den Weiten Minsks, alles ist grossflaechig und kalt.
Ich fuehlte mich das erste Mal so richtig westlich. Auch, wenn es ein McDonalds in Minsk gibt, hat die Globalisierung vor Minsk Halt gemacht. Nicht, dass ich die Globalisierung gut heisse, denn so sieht man wirklich mal etwas anderes, ganz typisch und das war wirklich interessant. 
Auf dem Rueckweg, als wir mit dem Zug die Grenze zu Litauen ueberquerten, unsere Reisepaesse bereithalten mussten und alle still sein sollten, hatte ich ein annaeherndes Gefuehl in der Vergangenheit zu sein. Nicht, dass es meine erste Kontrolle war. Aber wenn man in diesem alten Zug sitzt, die Weissrussen in ihrer Kluft mit ihren Fellmuetzen und den dicken Stiefeln ankommen, muss man Respekt zeigen, auch wenn dies nicht immer angemessen scheint.

Und immerhin kann ich jetzt Danke und Bitte auf Russisch sagen ;)

Liebe Gruesse aus dem kalten Vilnius (minus 15grad) ins kalte Berlin !!!